Altes Türmchen...
...aus dem Dornröschenschlaf geweckt
Der kleine Turm im Garten von Monika und Rainer Tjaden ist gerade einmal sechs Meter breit und 5,5 Meter hoch.
Der Blick aus den großen Fenstern im Obergeschoss reicht aber kilometerweit.
In der Ferne kann man die Groothuser Osterburg erkennen, ein Feldweg zeigt den Weg dorthin.
Dazwischen ostfriesische Weite. Das Lüsthuus in Manslagt, so wird das Türmchen auch genannt, war lange Zeit in
Vergessenheit geraten und ordentlich in die Jahre gekommen. Nun hat die Familie das denkmalgeschützte Häuschen aus dem Dornröschenschlaf geweckt.
Bei dem Türmchen von 1819 handelt es sich ursprünglich wohl um ein Gartenhaus: "Die feinen Herrschaften kamen von der Osterburg hierher, um Tee zu trinken, über ihre Ländereien zu schauen und sich zu sagen, wie gut sie es haben“ sagt
Monika Tjaden. Sie, und, ihr Mann haben das Grundstück inklusive Hof und Türmchen 2001 gekauft, wohnen seitdem in dem alten Bauernhof. "Der Turm war eben so mit dabei", sagt Rainer Tjaden. Weil der Zustand des Gartenhäuschens aber damals schon eher miserabel war, nutzte die Familie es eher als Schuppen denn als Schmuckstück. „Es war im Laufe der Jahre Spielstätte für die Kinder, Abstellraum, Hühnerstall und zuletzt Partybude."
Papierkrieg mit den Behörden
Dass es sich bei dem Türmchen um etwas Besonderes handelte, ahnten die beiden aber schon länger. "Wir wurden ganz oft darauf angesprochen. Viele Ältere aus dem Dorf haben immer gesagt, daraus müsst ihr etwas machen" , sagte Rainer Tjaden. Auch Touristen, die zufällig mit dem Rad am Türmchen vorbeigefahren sind, waren offenbar immer angetan von dem außergewöhnlichen Gebäude.
Also entschlossen sie sich 2021, das Türmchen zu sanieren. Dann folgte ein Jahr Papierkrieg mit der Denkmalbehörde.
Wir haben nämlich erst versucht, das alles selber zu machen" , sagt Rainer Tjaden. Auch aufgrund gesundheitlicher Probleme entschloss sich das Paar dann aber doch, mit dem Architekten Ejnar Tonndorf aus Oldenburg einen Profi einzuschalten. Der kümmerte sich fortan um die Planung und die Auseinandersetzung mit den Behörden und den Geldgebern. Die Sanierung wird vom Amt für regionale Landesentwicklung, dem Landkreis Aurich, der Stiftung für Denkmalschutz und der VGH Stiftung gefördert. Einen großen Teil musste das Ehepaar auch selbst zahlen und zudem in Vorkasse gehen. "Uns war ja klar, dass wir hierfür eine große Summe Geld investieren und das muss irgendwie wieder reinkommen", sagt Monika Tjaden. Das Ehepaar entschloss sich daher, das Haus künftig als Ferienwohnung zu vermieten.
So sieht es im Türmchen aus
Nach einem Jahr Bauzeit ist das Türmchen nun fast fertig. Im Erdgeschoss - dort war ursprünglich mal eine Küche - befindet sich ein kleines Bad und das Schlafzimmer. Dort wo es möglich war, wurden die alten Baumaterialien wie zum Beispiel die Deckenbalken erhalten. Die historischen Türen um Erdgeschoss konnte das Ehepaar aus dem Elternhaus von Rainer Tjaden retten, das abgerissen werden musste. Über eine Holztreppe kommt man in die damalige Teestube im ersten Obergeschoss.
Vom recht quadratischen Raum hat man einen Rundumblick über den Hof und Land.
Angelehnt an die ursprüngliche Nutzung befindet sich dort neben einer modernen Küche heute eine gemütliche Sitzgelegenheit. Bei der Einrichtung haben Monika und Rainer Tjaden moderne und historische Möbelstücke kombiniert. Die großen Schiebefenster wurden nach historischem Vorbild nachgebaut.
Eine weitere kleine Treppe für ins Dachgeschoss, das vorher nicht ausgebaut war. Dort stehen Sofa und Fernseher für die Gäste. Mit wenig Überzeugungsarbeit war es dem Ehepaar möglich, hier zwei Dachfenster einzubauen, die im Original nicht vorhanden waren. "Es ging ja auch darum, dass wir dem Gebäude eine Nutzung verschaffen wollten", sagte Rainer Tjaden. In solchen Fällen sind die Abstimmung mit dem Denkmalschutz dann auch Ausnahmeregelungen möglich.
Hätten sich die Tjadens gegen die Sanierung entschieden, wäre das Haus wohl in ein bis zwei Jahren in sich zusammengefallen.
Eine der Mauern drohte bereits umzustürzen, einige Balken waren morsch und das Fundament unstabil.
Die Kosten für die Sanierung stehen dabei in keinem Verhältnis zu den 55 Quadratmetern Wohnfläche, sagt Rainer Tjaden. Und hätte es die Förderungen nicht gegeben, wäre das Türmchen wohl auch nicht zu retten gewesen.
Dass es nun aber gelungen ist, mach die Familie stolz: "Das ist ein einmaliges Gebäude und wir konnten es erhalten", sagt er.
Ab dem Frühjahr wollen Monika und Rainer Tjaden ihr Türmchen an Feriengäste vermieten . Bis dahin soll es eine eigene Webseite geben. "Wir hoffen, das wir uns bis dahin ein bisschen von unserem Schätzchen trennen konnten", sagt Monika Tjaden. Bis es so weit ist, wollen sie noch Freunde und Bekannte zum Tee in ihr Türmchen einladen - ganz, wie in alten Zeiten.
Quelle:
ein Bericht von Hannah Weiden
23.12.2023 / Ostfriesen-Zeitung
Das Video zu diesem Bericht können Sie unser folgender Link aufrufen:
https://www.youtube.com/watch?v=7ryw9vMBQh4
das "Lüsthuus" - ein Turm zum Wohnen | So lebt Ostfriesland
HEUTE
(OZ) Ostfriesenzeitung
Der Original-Zeitungsbericht von Frau Hannah Weiden
Vom 23.12.2023
IM TV
ostfriesen.tv
Das "Lüsthuus" - ein Turm zum Wohnen | So lebt Ostfriesland
Ein Interview mit dem TV Sender ostfriesen.tv
Vom 23.12.2023
DAMALS
36 Jahre ist es her...
Da berichtetet Herr Helmut Schubert - Redakteur der Ostfriesenzeitung schon einmal über das Lüsthuus.
VOM 23.12.1987